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Das Pfahlbaumuseum am Ledrosee

Die Geschichte und Traditionen der Völker, die in der Bronzezeit auf Pfahlbauten am Ledrosee lebten.

In der atemberaubenden Landschaft des Ledrotals in der Region Trentino-Südtirol, nur wenige Kilometer von der nahe gelegenen Stadt Riva del Garda entfernt, befindet sich das interessante und besondere Pfahlbaumuseum am Ledrosee.

Dieses Gebäude ist integraler Bestandteil des Netzwerks wissenschaftlicher Museen und lokaler Zweigstellen von MUSE im Trentino, einem System, das Forschung, Kultur und Innovation miteinander verbindet, um das lokale Erbe aufzuwerten, und seit 2012 auch Teil von ReLED, dem Museumsnetzwerk des Ledrotals.

In diesem Artikel nehme ich Sie mit auf eine Entdeckungsreise zu einem Ort, an dem die Vergangenheit mit der Moderne in Dialog tritt, einem Gebiet, in dem Spuren alter Gemeinschaften mit einem innovativen Museumsrundgang verwoben sind.


Die Geschichte des Museums

Das 1972 eröffnete Pfahlbaumuseum am Ledrosee sammelt und zeigt archäologische Funde, die bei zahlreichen Ausgrabungen entdeckt wurden. Der Begriff Pfahlbau stammt vom lateinischen pala ficta oder gesteckte Pfähle und bezeichnet eine Siedlung aus Hütten, die auf einer horizontalen Plattform errichtet wurden, die von senkrecht in den Boden oder direkt ins Wasser gerammten Pfählen gestützt wird.

Die Entdeckung der Überreste der Pfahlbauten von Ledro kam völlig unerwartet und stand im Zusammenhang mit einem besonderen Ereignis. Im Herbst 1929 wurde der Pegel des Sees aufgrund des Baus des Wasserkraftwerks in Riva del Garda gesenkt. Dank dieser Maßnahme tauchte eine riesige Fläche von über zehntausend Pfählen aus dem Wasser auf, die zu einer Pfahlbausiedlung aus der Bronzezeit (2200-1350 v. Chr.) gehörten.

Im Jahr 2011 wurde diese archäologische Stätte zusammen mit 110 weiteren Pfahlbausiedlungen im Alpenraum zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Die heutige Form des Museums ist das Ergebnis einer vollständigen Renovierung, die im Sommer 2019 dank einer bedeutenden Investition der Autonomen Provinz Trient begonnen wurde.

Kuriose Tatsache - Das Gebäude des Museums der Pfahlbauten am Ledrosee hat die Zertifizierung LEED® (Leadership in Energy and Environmental Design) GOLD erhalten, den weltweit am weitesten verbreiteten Standard für Energie- und Nachhaltigkeitszertifizierung. Diese Auszeichnung basiert auf einer Reihe von Kriterien, die in den Vereinigten Staaten von Amerika entwickelt und in über 100 Ländern übernommen wurden und auf die Planung, den Bau und die Verwaltung von Gebäuden abzielen, die unter ökologischen, sozialen, wirtschaftlichen und gesundheitlichen Gesichtspunkten nachhaltig sind.

Der Museumsrundgang

Das Layout des Pfahlbaumuseums am Ledrosee zeichnet sich durch Transparenz und Leichtigkeit aus und empfängt den Besucher in einem Raum ohne Grenzen und ohne vorgegebene Wege. In der Nähe des Eingangs befindet sich eine gut sichtbare Informationstafel mit einem Lageplan des Museums und einer Liste mit „10 Aussagen zum Einstieg“, d. h. einer Liste mit zehn wichtigen Sätzen, die es sich zu merken lohnt:

  • Die Pfahlbauten dienten nicht der Verteidigung gegen „gefährliche Tiere“
  • Die Bewohner der Pfahlbauten waren Homo sapiens wie wir
  • Die Bewohner der Pfahlbauten waren Bauern und nicht nur Jäger
  • Die Pfahlbaumenschen trugen Kleider aus Leinen und Wolle
  • Die Pfahlbaumenschen bedienten sich einer kompletten Sprache
  • Die Pfahlbaumenschen bestatteten oder verbrannten ihre Toten
  • Die Pfahlbautensiedlung von Ledro stammt nicht aus der Steinzeit
  • Die Überreste der Pfahlbauten haben sich über 4000 Jahre erhalten
  • Die hier ausgestellten Gegenstände wurden bei Grabungen am Ufer zwischen Museum und See gefunden
  • Die Pfahlbauten, die außerhalb des Museums besichtigt werden können, sind hypothetische Rekonstruktionen. Die Pfähle in der Wasser sind 4000 Jahren alt

Die Themenbereiche im Inneren des Museums sind in vier Abschnitte unterteilt, die entlang einer konzeptionellen Achse angeordnet sind, die vom „großen“ Makro zum „kleinen“ Mikro führt:

  • Wann und wo
  • Prähistorische Landschaften
  • Vom Dorf zur Ausgrabungsstätte
  • Ich Pfahlbaumensch

Der Rundgang durch das Museum umfasst auch den QBO, einen großen Raum mit Glaswänden, der für Bildungsaktivitäten, Veranstaltungen, Shows und Wechselausstellungen konzipiert wurde und von dem aus man den See und das gesamte archäologische Gebiet bewundern kann.

Im Außenbereich des Pfahlbaumuseums am Ledrosee können Sie die Nachbildungen von vier prähistorischen Hütten bewundern, die mit sorgfältig reproduzierten Werkzeugen und Gegenständen ausgestattet sind. In diesen Behausungen können Sie auf sehr anschauliche Weise nachvollziehen, wie die alten Bewohner dieses Ortes lebten und ihr Leben organisierten.


Das Pfahlbaudorf und seine Bewohner

Die zahlreichen Artefakte, die im Pfahlbaumuseum am Ledrosee zu sehen sind, gelten als echte Hinweise, die es Forschern ermöglichen, die Vergangenheit zu erforschen, zu beschreiben und zu datieren. Einige dieser Artefakte sind typisch für bestimmte Epochen oder Orte und werden daher als Indexfossilien bezeichnet.

Dank dieser Objekte können Forscher die verschiedenen Entwicklungsstadien der archäologischen Stätte katalogisieren. Der Keramikbecher vom Typ Polada und der Bronzedolch vom Typ Ledro, die in den Überresten der Pfahlbauten gefunden wurden, sind ein deutliches Zeichen dafür, dass dieses Gebiet auch zu Beginn der Bronzezeit bewohnt war. Die Pfahlbauten von Ledro stammen aus dieser Zeit, aber einige Funde weisen darauf hin, dass das Gebiet auch während der Kupferzeit und der Jungsteinzeit bewohnt war.

In der Mitte des Raumes steht das Kanu, ein bemerkenswert schönes und sehr gut erhaltenes Artefakt. Das Kanu wurde aus einem einzigen Stück Fichtenholz gefertigt, ist über 5 Meter lang und das wertvollste der bei den archäologischen Ausgrabungen gefundenen Holzartefakte. Es stammt aus der Zeit vor etwa 3.600 Jahren und wurde vermutlich zum Transport von Materialien zwischen den Ufern des Sees oder zum Erreichen idealer Angelplätze verwendet.

Das Dorfleben war eng mit der Umgebung verbunden, die die für die täglichen Aktivitäten unverzichtbaren Ressourcen lieferte. Vor etwa 4000 Jahren waren die Wälder rund um Ledro ähnlich wie heute, mit Tannen, Kiefern, Lärchen, Buchen, Birken, Eschen, Hartriegel und Haselnusssträuchern bewachsen.

Die Zimmerleute und Handwerker der damaligen Zeit verfügten über fundierte Kenntnisse der Eigenschaften der verschiedenen Holzarten und nutzten diese, um Häuser, Boote, Arbeitsgeräte und vieles mehr herzustellen. Diese Fähigkeiten kamen auch bei der Auswahl der Pfähle für die Fundamente der Pfahlbauten zum Einsatz.

Unter den vielen Holzarten wurde vor allem Lärche verwendet, die sich durch einen langen und geraden Stamm auszeichnet. Auch heute noch wird dieses Holz wegen seiner außergewöhnlichen Widerstandsfähigkeit gegen Wasser und Witterungseinflüsse sehr geschätzt.

Die Bewohner des Pfahlbaudorfes hatten eine besonders reichhaltige und abwechslungsreiche Ernährung. Dank des außergewöhnlichen Erhaltungszustands, der durch die Lage in Seesedimenten ermöglicht wurde, konnte eine Vielzahl von Lebensmitteln identifiziert werden, die in der Antike verwendet wurden.

Die Männer und Frauen dieser Zeit ernährten sich von Weizen, Gerste, Hirse, Leinsamen, Fleisch, Milch, Honig, Kornelkirschen, Holunderbeeren, Bucheckern, Eicheln, Beeren, Birnen, Äpfeln, Feigen, Fisch und sogar Seeaustern. Die Speisereste, die am Boden einiger Krüge gefunden wurden, liefern wertvolle Hinweise auf die Kochgewohnheiten dieser Zeit.

Einige Funde deuten darauf hin, dass Weizen mit speziellen Steinen gemahlen wurde, die ebenfalls an der archäologischen Stätte gefunden wurden. Das so gewonnene Mehl wurde dann mit Gemüse zu Suppen verarbeitet oder zur Herstellung von Brotteig verwendet, einem der Grundpfeiler der menschlichen Ernährung.

Ein Besuch im Pfahlbaumuseum am Ledrosee ist wie eine Reise in die Vergangenheit, bei der man einzigartige Artefakte und Rekonstruktionen entdeckt, die vom Leben der alten lokalen Gemeinschaften erzählen. Eine unverzichtbare Gelegenheit, auf originelle und spannende Weise etwas über die Ursprünge unserer Geschichte zu erfahren.

Reisetipps - Das Pfahlbaumuseum am Ledro-See befindet sich in der Via al Lago 1 in Molina di Ledro (TN). Es ist mit dem Auto von Riva del Garda aus leicht zu erreichen, indem Sie der Staatsstraße 240 (SS240) etwa 12 Kilometer in Richtung Ledrosee folgen. Alternativ können Sie zu Fuß oder mit dem Fahrrad den malerischen Wanderweg Ponale entlanggehen, der vom Seeufer in Riva del Garda bis zum Ledrosee führt. Weitere Informationen zu Öffnungszeiten, Eintrittskarten und Ermäßigungen finden Sie auf der offiziellen Website www.palafitteledro.it


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So erreichen Sie das Pfahlbaumuseum

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